03.06.2007: TSV Siegsdorf II - SK Ramsau 5:2
Mäßiges
Ende einer tollen Saison
Zahllose
Umstellungen vor und während des Spiels kosten SKR den Sieg
Vor und nach dem Spiel: Richard Hopfinger (l.)
mit dem Geschenk der Gastgeber, ein enttäuschter Georg Stöckl (r.) kurz nach
Abpfiff
Personal: Wie schon bei den letzten beiden Partien musste der SKR
auch diese Woche ohne seinen Trainer antreten. So stellte sich die Mannschaft
kurzerhand selbst auf, da diesmal auch kein Co-Trainer mitgereist war. Der
Spielerrat, bestehend aus Kapitän Hopfinger, Joseph Wagner, Michael Flunk und
Franz Maltan beratschlagte vor der Partie die Situation. Das eklatanteste
Problem war wohl die Abwehr: Stammlibero Michael Datzmann, Franz Palzer, Thomas
Zörner und Markus Hasenknopf waren nicht dabei, so war die Frage, wer die
Abwehr dirigieren würde. Lösung: Georg Stöckl gab erstmals den Libero. Als
Manndecker unterstützte ihn Thomas Gschoßmann, der wie Christoph Gschoßmann
(Sturm) und Franz Maltan
(rechts Mittelfeld) nach einwöchiger Pause wieder zur Mannschaft stieß. Josef
Maltan rückte vom Mittelfeld auf die zweite Manndeckerposition. Herrmann
Moderegger (heute Vorstopper) und Richard Hopfinger (heute halblinks Mittelfeld)
kamen auf für sie ungewohnten Postionen zum Einsatz. Einzig Franz Stöckl und
Joseph Wagner spielten genauso wie in der Vorwoche, da auch der Torwart
gewechselt hatte: Keilhofer kam nach Verletzungspause ins Team zurück, Hans
Buchwinkler sollte erst zur zweiten Hälfte spielen.
Spielverlauf: Die komplett neu formierte Ramsauer Elf
spielte gleich von Beginn an gut mit. Zwar kam es zu Chancen auf beiden Seiten,
doch die Leistung der Hintermannschaft in den ersten 45 Minuten war alles in
allem in Ordnung. Georg Stöckl legte seine Liberorolle „modern“ aus,
spielte also auf gleicher Höhe mit den Manndeckern, was ein paar Mal beinahe zu
gefährlichen Situationen geführt hätte, doch die junge Abwehr klärte immer
mehr oder weniger souverän. Nach einer guten halben Stunde musste die
Aufsteiger-Elf wieder umstellen, da sich Franz Maltan das Knie verdreht hatte
und vom Platz humpelte; Sebastian Tönnessen kam als Vorstopper in die Partie,
Hermann Moderegger rückte ins rechte Mittelfeld.
Die besseren
Chancen hatte der Gast: Schusschancen von Wagner und Hopfinger ließen die
mitgereisten SKR-Fans erstmals hoffen. Die beste Möglichkeit hatte jedoch
Flunk, als er nach einer Hopfinger-Flanke von links frei stehend zum Schuss kam,
das Leder jedoch mit voller Wucht über den Kasten donnerte. Hopfinger spielte
auf seiner ungewohnten Position im Mittelfeld sehr souverän, legte sie seiner
Stürmernatur gemäß offensiv aus. Mit Erfolg: Die meisten der Angriffe in
Halbzeit eins liefen über links, der Kapitän spielte klar vor dem defensiv
orientierten Franz Stöckl, der ihm auf links Rückendeckung gab. So reichte es
in der ersten Hälfte leider nicht zur Führung, die auch durch Standards möglich
gewesen wäre: Thomas Gschoßmann setzte einen Kopfball knapp über das Tor.
Aktivposten: Wagners Schüsse
(l.) waren gefährlich; Hopfingers Flügelläufe belebten das SKR-Spiel
Siegsdorf
hatte auch Chancen, vor allem nach Abwehrfehlern und Querschlägern ergaben sich
für die Gastgeber Möglichkeiten, doch wurden diese nicht konsequent genug
genutzt oder die Ramsauer Abwehr kam im letzten Moment doch noch dazwischen.
Dann, kurz vor der Pause, doch noch die Siegsdorfer Führung: Eine Flanke von
rechts kam über Umwege zu einem Siegsdorfer, der den Ball aus kurzer Distanz
nicht mehr richtig erwischte, sodass der Ball einen unnatürlichen Drall bekam,
nochmal aufsprang, durch seinen Spin leicht die Richtung änderte und am überraschten
Keilhofer vorbei ins Tor kullerte. Ein unglücklicher Rückstand zur Halbzeit:
Ramsau war gleichwertig, wenn nicht leicht im Vorteil gewesen.
In der
Halbzeitpause gab es einige Spieler, die die Abwehr nochmals umstellen wollten,
um ihr mehr Sicherheit zu verleihen. Franz Stöckl war nun Libero, Thomas Gschoßmann
spielte stattdessen im Mittelfeld, Georg Stöckl Vorstopper und Tönnessen
Manndecker. Außerdem verletzte sich Josef Maltan kurz nach Wiederanpfiff; Franz
Hillebrand wurde ins kalte Verteidiger-Wasser geworfen. Die Abwehr also war
erneut komplett neu formiert worden. Kurz gesagt: Das Experiment ging kräftig
daneben. Zwar glich Ramsau nach der Pause aus (Hopfinger verwandelte eine
Flunk-Flanke von links ins lange Eck), doch die gesamte zweite Halbzeit konnte
man die Ramsauer Hintermannschaft getrost als Trümmerfeld bezeichnen, was bei
so vielen Umstellungen keine wirkliche Überraschung war. Nur wenige Minuten
nach Hopfingers zwischenzeitlichem Ausgleich ging Siegsdorf mit einer Kopie von
Hopfingers Tor erneut in Führung, die Ramsauer Abwehr ließ sich schwindlig
spielen. Die Offensive, verstärkt durch einen immer offensiver spielenden
Hopfinger, also fast mit drei echten Stürmern, kam dennoch zu Möglichkeiten.
Joseph Wagner, der die Stürmer mit seinen typischen Sololäufen immer wieder
nach vorne trieb, initiierte auch die größte Chance: Nach einem Alleingang über
rechts passte er das Leder zu Christoph Gschoßmann, der ihn durch zwei
Abwehrspieler hindurch den Ball in den Lauf spielte; er kam im Strafraum wieder
in Ballbesitz und wurde prompt gelegt; Elfmeter. Franz Maltan wäre
normalerweise der Mann für solche Situationen, doch der war längst geduscht
und umgezogen. So nahm sich Flunk die Kugel; doch hat er mit Elfmetern selten Glück,
so auch heute. Torwart und Schütze suchten sich die von Flunk aus linke untere
Ecke aus. Der Siegsdorfer Schlussmann hatte allgemein einen super Tag erwischt,
machte über 90 Minuten keinen einzigen Fehler.
Flunks
Elfmeter: Ein Tor hätte den Ausgleich bedeutet
Die
psychologische Wirkung eines verschossenen Elfers, die Umstellungen im
Defensivbereich, das Saisonende im Blick: Die Ramsauer hatten die Lust verloren.
Kaum noch Entlastung für die überforderte Abwehr, besonders nachdem Siegsdorf
weitere Tore schoss: Ein Heber von der Strafraumgrenze überraschte Keilhofer
dermaßen, dass er ihn nicht mehr erreichte, sich prompt seine Handschuhe auszog
und den Platz verließ. Buchwinkler kam so doch noch zu seinem Einsatz, wenn die
Auswechslung auch nicht beim Schiedsrichter angemeldet worden war. Eine seiner
ersten Aktionen: Den Ball aus dem Netz fischen. Ein Siegsdorfer Stürmer kam
nach einem langen Pass völlig frei zum Schuss und versenkte die Kugel. Ein
weiteres Gegentor fiel, nachdem ein Angreifer der SKR-Abwehr entwischt war und
den Ball an Buchwinkler vorbei ins Eck schob. Siegsdorf jetzt natürlich
hochmotiviert, Ramsau am Boden. Kleinere Chancen auf beiden Seiten noch bis zum
Schluss, bis einer, den keiner mehr auf der Rechnung hatte, den Schlusspunkt
setzte: Eine lange Ecke flog an Freund und Feind vorbei auf den Oberschenkel von
Thomas Gschoßmann, von wo aus er aus kaum einem halben Meter neben dem Pfosten
ins Tor ging. So erzielte er fünf Minuten vor Saisonschluss noch sein erstes
Saisontor.
Fazit: Ramsau in Normalbesetzung (inklusive Trainer) hätte
Siegsdorf heute geschlagen. So muss aber man sagen, dass heute zwar das Glück
gefehlt hat (Flunks Elfmeter, zwei mehr als glückliche entscheidende
Gegentore), doch nach der wohl schlechtesten Halbzeit dieser Saison war die hohe
Niederlage abzusehen. Leider wird die Spitzen-Aufstiegssaison nun unglücklich
abgeschlossen, doch werden A-Klassengegner hoffentlich einen besser
organisierten, aber sicher auch motivierteren SKR zu Gesicht bekommen.
Statistiken
zur Saison gibt‘s hier.
Fotos von Reinhard Gschoßmann